Ich male, was mich bewegt.
Den dramatischen Ereignissen in der Welt kann ich und will ich mich nicht entziehen.
Und so werden Bilder zu Botschaftern meiner Gedanken.
Den Schlüssel zu der Tür, die wir bereit sein müssen zu öffnen, finde ich in der Vergangenheit, soweit vergangene Ereignisse in unsere Gegenwart hineinreichen.
Und dann im grellen Licht: Die Wirklichkeit unserer Zeit.

Manchmal helfen mir besondere Materialien oder Gegenstände, meinen Gedanken plastischen Ausdruck zu verleihen.
Eine Tür, eine Schublade oder Buchbindergaze, mit der ich viele meiner Bilder kaschiert habe.
Die Gaze wurde vorher in der Druckwerkstatt beim Tiefdruck zum Auswischen der geätzten und mit Druckerfarbe eingeriebenen Metallplatten verwendet. Irgendwann ist die Gaze nicht mehr brauchbar, denn sie ist vollgesogen mit Ölfarbe, hat Risse und Verletzungen – für mich ein reizvolles lebendiges Material, das mich zur Weiterverwendung anregte. Die Gaze verändert, wenn sie auf die Leinwand kaschiert wird, die Textur des Bildes, und so entsteht eine wechselseitige Wirkung mit den Bildinhalten. Diesen Effekt nutzte ich immer wieder gerne. Das Material selbst teilt uns etwas mit über die Verletzlichkeit und Brüchigkeit des Lebens und der Schicksale.

Die Menschen, die ich male, sind meistens Tänzerinnen oder Tänzer aus dem modernen Tanztheater. Ihre Gesten, ihre Körpersprache erzählen etwas ohne Worte. Die große Berliner Choreografin Sascha Waltz sprach einmal von der „Erzähllinie des Körpers“ und von der „Mitteilung als Beweggrund“.
Genau das nutze ich für meine Bilder – ich stelle sie auf die Bühne meines Gedankentheaters.

Rosika Jankó-Glage